Kritik zu IF: Imaginäre Freunde

© Paramount Pictures

John Krasinski nimmt in seinem Familienfilm eine alte Idee auf: die unterstützende Interaktion von imaginären Freunden mit Menschen

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Bei imaginären Freunden denkt man heutzutage an Horrorfilme, in denen Spielgefährten den kindlichen Pro­tagonisten in ihre alptraumhafte Welt hineinziehen und zum Schlimmsten anstiften – gerade erst in »Knock Knock Knock« zu erleben. Ältere Filmfreunde allerdings dürften sich noch an »Mein Freund Harvey« erinnern, in dem James Stewart 1950 eine Freundschaft mit einem mannshohen aufrecht laufenden Kaninchen pflegte.

»IF: Imaginäre Freunde« steht in der Tradition von »Harvey«, dem er auch direkt Tribut zollt, wenn er hier als Fernsehausstrahlung präsent ist. Während die zwölfjährige Bea immer noch nicht über den Tod ihrer Mutter hinweg ist, wird ihr Vater für einen nicht unkomplizierten Eingriff in ein New Yorker Krankenhaus eingeliefert. Dass der das mit Dauerscherzen überspielt, vermag Bea nicht die Sorgen zu nehmen. Für diese Zeit bei ihrer Großmutter untergebracht, beobachtet Bea eines Abends, wie der Nachbar aus dem obersten Stockwerk, den man kaum zu Gesicht bekommt, in Begleitung eines schmetterlingsartigen Wesens in ein Haus einbricht.

Später erfährt sie, dass ihr Nachbar Cal heißt und seine Mitbewohner Blossom und Blue (ein riesiges lilafarbenes Plüschtier) »IFs« sind, imaginäre Freunde. Mit Cal teilt Bea die Gabe, die IFs anderer Menschen sehen zu können. Von ihm erfährt Bea: Immer wenn ein Kind erwachsen wird und dabei seinen imaginären Freund vergisst, beginnt dieser, sich aufzulösen. Für die vergessenen IFs hat einer von ihnen, Lewis, eine eigene Seniorenresidenz errichtet – aber den ganzen Tag vorm Fernseher zu sitzen, ist nicht das Wahre für Wesen, die Kommunikation gewöhnt waren. Abhilfe könnte nur geschaffen werden, wenn es gelingt, ihre einstigen Besitzer mit den IFs wieder zu vereinen. Das ist das Ziel von Cal, Blossom und Blue – Bea willigt ein, ihnen dabei zu helfen. Dabei macht sie die Entdeckung, dass es eine Beziehung zwischen Blossom und ihrer Großmutter gibt und dass Cal eventuell in einer ganz speziellen Beziehung zu ihr steht.

Mit seinem mittlerweile fünften Kinofilm als Regisseur nimmt der Schauspieler John Krasinski das Thema der Familie wieder auf, das auch in den beiden »A Quiet Place«-Dystopien so zentral war. Hier ist ihm, in der Kombination von Schauspielern und animierten Wesen, ein schöner Familienfilm gelungen. Die IFs dürfen in einigen Szenen zwar über die Stränge schlagen, aber das hektische Tempo, das Animationsfilme oft an den Tag legen, ist diesem Film ansonsten fremd. Die IFs scheinen in einigen Fällen auf existierenden Spielzeugfiguren zu basieren, zumindest einige von ihnen aber wirken wie Originalschöpfungen, überragend dabei ein Detektiv (mit Hut und hochgeschlagenem Mantelkragen), der sich im wahnwitzigen Tempo der klassischen Warner-Bros.-Zeichentrickfiguren bewegt. »IF: Imaginäre Freunde« hat etwas angenehm Zeitloses (ein Handy bekommt man nicht zu Gesicht) und verbindet eine Familiengeschichte mit dramatischen Untertönen mit viel Imagination – ein Familienfilm im besten Sinne des Wortes.

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